Isaac Newtons Formulierung des Gravitationsgesetzes “exorcised the machine, leaving the ghost intact”, argumentiert Noam Chomsky. Er und andere Wissenschaftler sehen darin eine Grundvoraussetzung für den methodologischen Naturalismus der modernen Linguistik und anderer Kognitionswissenschaften, welche vor dem Hintergrund des für diese Disziplinen charakteristischen Zusammenspiels von Theorie und Empirie das Phänomen “Sprache” oder – allgemeiner gesagt – den Geist mit empirischen Methoden aus unterschiedlichen Blickwinkeln untersuchen. Dieser Impulsvortag soll einen kurzen Überblick über die wesentlichen Entwicklungen in der modernen Linguistik in den letzten 60 Jahren bieten und versucht dabei diese mit dem neuropsychologischen und kognitiv-neurowissenschaftlichen Forschungsprogramm von Angela Friederici und Ihrer Abteilung am Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig über die letzten Jahrzehnte in Verbindung zu bringen. Wir orientieren uns dabei an einigen der großen Fragen von Linguistik und Kognitionswissenschaften: Was ist der Geist und wie können wir ihn empirisch Untersuchen? Was ist Sprache? Wie ist die menschliche Sprachfähigkeit im Gehirn implementiert? Wie entwickelt sich Sprache im Individuum? Und was ist der evolutionäre Ursprung unserer Sprachfähigkeit?